FLÜCHTLINGSHILFE - RUCHHEIM

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NORD-SYRIEN – HILFE FÜR DIE OPFER DES SYRIEN - KRIEGES

Nach UN-Angaben ermordete der IS im Irak und in Syrien ab dem Jahr 2014 eine große Zahl an Kurden und Jesiden und vertrieb über 400.000 Menschen aus ihren Städten.

Bereits in den vergangenen Monaten haben wir medizinisches Material mit Hilfsorganisationen über den Irak in den nordsyrischen Teil Rojavas geschickt.


Wir haben in den letzten Tagen viele Gespräche mit Helfern in der syrischen Stadt Qamishli geführt und 

in dieser Sache auch mit verschiedenen jesidischen Organisationen gesprochen, um uns ein neutrales Bild von der Situation speziell in Qamishli zu machen, so auch mit den Vorständen der ezidischen Gemeinschaft in Bonn und Bremen, die aktuell selbst Angehörige in Qamishli haben und die katastrophale Lage vor Ort bestätigten.

Wir wollen uns hier auf zwei Projekte konzentrieren, einmal die medizinische und einmal die physiotherpeutische Situation von Betroffenen in Qamishli.

Die Versorgung mit medizinischem Material können wir auf längere Zeit mit Spenden aus diesem Bereich sicherstellen.

Neu für uns ist der Bereich der Versorgung im physiotherapeutischen Bereich.

Hierzu haben wir einen ausführlichen Bericht ortsansässiger Organisationen vorliegen.

Mindestens 22.000 Menschen haben bleibende Schäden im Kampf gegen den IS und bei der Verteidigung gegen spätere Angriffe erlitten.In den Kliniken sind aktuell tausende Menschen untergebracht, die auf dauerhafte Unterstützung angewiesen sind. 

Inklusive ziviler Opfer sind mehrere zehntausend Menschen betroffen. 

Ein großer Teilbereich  bildet die Prothetik, also die prä- und postoperative Versorgung bei Amputationen, sowie die Versorgung mit Prothesen selbst. 

Nach Schätzungen von ortsansässigen Organisation sind derzeit ca. 5000 Menschen auf eine Prothese angewiesen. Eine Erhebung in Kobanê hat ergeben, dass in diesem Kanton ca. 1600 Menschen mit Behinderung, davon mindestens 405 Kinder, auf eine physiotherapeutische Behandlung angewiesen sind. 

Diese Aussagen decken sich auch mit den Aussagen der Kinder- und Waisenhäuser (Desteya Jin), die ähnliche Zahlen für Qamishli bestätigen.


Der Hauptanteil der Menschen, die eine physiotherapeutische Behandlung benötigen liegt in der Gruppe der 18-30 jährigen, die unter

Einschränkungen durch Schussverletzungen, Explosionen oder herumfliegende Schrapnelle leiden

sowie unter

Schädigungen peripherer Nerven, der Wirbelsäule und / oder des Rückenmarks (ZNS)
Kopfverletzungen mit allen motorischen, sensorischen und kognitiven
Folgeerscheinungen (Gleichgewicht, Koordination, Sprachfähigkeit, etc.)
Verletzungen innerer Organe
Paresen bis Tetraplegien
Augenverletzungen
Schädigung der Hörfähigkeit (Druckwelle, Lärm oder direkte Verletzung, Tinnitus)
Folgeerkrankungen durch schlechte oder späte Nachsorge - Atrophien
Spastiken/Spasmen
Kontrakturen
KoordinativeEinschränkungen - Fußfehlstellungen
Amputationen 


Auch heute, mehr als 8 Jahre nach den verheerenden Angriffen auf die Zivilbevölkerung, konnte sich in den betroffenen Gebieten kein Gesundheitssystem vollständig etablieren, das diesen Menschen für eine nachhaltige Behandlung erforderliche medizinische und physiologische Unterstützung bieten kann.

Die wenigen angelernten Physiotherapeuten geben alles Mögliche. Sie haben das Gefühl nicht gehört zu werden und verlieren zunehmend die Motivation für ihre Arbeit. Der Frust sitzt tief. Mehrfach haben sie Material angefragt und nicht erhalten, es fehlt an den einfachsten Hilfsmitteln.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Hygiene. Es gibt viele Erkrankungen die sich bereits durch einfachen Kontakt übertragen, wie z.B. Gürtelrose, Pilzinfektionen oder ähnliches. Das Arbeitsmaterial (Decken, Kissen, Lagerungsmaterial, benutzte Geräte, etc.) kann wegen fehlenden Desifektionsmitteln nicht nach jedem Patienten gereinigt und desinfiziert werden. Viele der Patientinnen haben offene Wunden oder nicht vollständig verheilte postoperative Narben mit entsprechend hohem Infektionsrisiko, postoperative Entzündungen und daraus resultierende notwendige Wundreinigungen, z.B. Spülungen nach Arthroskopien, sind nicht selten. 

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