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Hilfsprojekte im Irak Juni 2021

Ein Bild von einem Mann, der zusammen mit seinem Kind vor dem Eingang eines Hauses an dem Giftgas verstorben war und das um die ganze Welt ging.

Einmal das Originalbild, das Denkmal vor derm Halabja-Monument und die nachgestellte Szene im Monument.

Jamal hatten wir Dezember 2020 einen elektrischen Rollstuhl gespendet, weil er sich seit Monaten nicht mehr aus dem Haus bewegen konnte.

Er hat den Chemiewaffenangriff 1988 schwer verletzt überstanden und leidet bis heute an Lähmungen und Atemproblemen.

Vor kurzem musste sein Magen wegen einer schweren Erkrankung entfernt werden und ich hatte das Glück, ihn persönlich zu treffen.

Viele der Menschen sind seit über 30 Jahren schwerstbehindert und sind z.B. den ganzen Tag auf Sauerstoff angewiesen, weil die Lungen 

zerstört sind.

Wir sind heute morgen bereits um 5 Uhr losgefahren und befinden uns nun im nördlichen Teil des Irak, gerade einmal 15 km vom Iran entfernt, in der Stadt Halabja, er Stadt mit dem dunkelsten Kapitel in der kurdischen Geschichte.

1988 protestierten hier in der Stadt kurdische Truppen zusammen mit der iranischen Armee für die Unabhängigkeit der Kurden gegen das irakische Regime.

Der damals zuständige Leiter der Irakischen Armee für die nördlichen Gebiete, Ali Al Madschid lies daraufhin hunderte Demonstranten öffentlich hinrichten und zerstörte mit Bulldozern ihre Wohnungen.

Am Morgen des 16. März gegen 11 Uhr begann die irakische Armee den nördlichen Teil der Stadt Halabja mit über 20 Kampfflugzeugen zu bombardieren.

Zu der Zeit bestand die Bevölkerung zu 75 % aus Frauen, Kindern und alten Menschen, da die meisten Männer im Norden gegen die Irakische Armee kämpften.

Gegen 14 Uhr  hat die irakische Armee Bomben mit chemischen Kampfstoffen abgeworfen, die Senfgas, Sarin und Tabun in der Stadt freisetzten.

In nur etwas 30 Minuten starben in den Straßen und Häusern etwa 5000-7000 Menschen auf grausame Art und Weise, in dem sie qualvoll erstickten oder in Folge von  Verbrennungen durch die Kampfstoffe ums Leben kamen.

2 Tage später, am 18 März flog der Iran westliche Journalisten nach Halabja, um die Situation ausführlich mit tausenden von Bildern zu dokumentieren.

Im Jahr 2003 wurde hier an dieser Stelle ein Mahnmal für diesen Massenmord errichtet und das Besondere an diesem Mahnmal ist, dass anhand der damals aufgenommen Fotos im Inneren ein Teil der Hauptstrasse exakt nachgestellt wurde, um das Grauen in diesen Tagen für immer den nachfolgenden Generationen vor Augen zu halten.

Die Originalbilder von damals kann man im Internet leicht finden und die Exaktheit der Darstellung bestätigen.

Wir werden später ein Video über das Innere des Mahnmales  drehen, das ich jedoch nicht weiter kommentieren werde.

Der Angriff ist nun über 30 Jahre her und in der westlichen Welt nahezu vollständig in Vergessenheit geraten.

Über 10.000 Menschen, die überlebt hatten, leiden bis heute an den Folgen.

Augenverletzungen, Verätzungen der Lungen, Deformierungen der Knochen, Lähmungen und viele weitere gesundheitliche Probleme beeinträchtigen das Leben vieler Bewohner.

Die Zahl an Fehlgeburten, dem Down-Syndrom, Knochenkrebs und sonstigen Missbildungen liegt heute in der Stadt um 14 % höher als in den Nachbarstädten.

Teile der Stadt sind bis heute hochgradig kontaminiert.

Wir werden uns später mit Ärzten treffen und versuchen, mit Überlebenden zu sprechen, um zu berichten, wie sehr die Überlebenden heute leiden und wie wenig die Unterstützung bez. medizinische Versorgung überhaupt möglich ist.

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